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Die Lehre vom Gro​ß​en Rad (Learning by Listening Vol. 8)

by Schmitz & Niebuhr & Lothringer

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    Bonus-Material enthält eine hochqualitative digitale Kopie des "Seidelbrunn-Briefs" sowie den überlieferten Originaltext eines Fragments von Johann Friedrich Borsts "Lehre vom Großen Rad" (und mehr ...)
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1.
Einführung 01:36
2.
Lektion I 02:55
3.
Lektion II 03:06
4.
Lektion III 01:46
5.
Lektion IV 08:16

about

Es ist nicht viel, was wir über Johann Friedrich Borst, den Verfasser der "Lehre vom Großen Rad" wissen. Nimmt man als Quelle das Taufbuch, das uns glücklicherweise überliefert ist, so liegt das Geburtsdatum in den ersten Tagen des Jahres 1870. Geburtsort war das Dorf Langel, nahe Porz am Rhein gelegen und damals der Bürgermeisterei Wahn unterstellt.
Die Mutter Gertrude, geborene Löbstrich, starb noch im Wochenbett, der Vater Clemens (genannt "Et decke Süffele") war wahrscheinlich Ackerknecht an einem der Langeler Höfe. Sechs Jahre nach der Geburt des einzigen Kindes soll er bei einem Rheinhochwasser zu Tode gekommen sein, als er betrunken versuchte, das Vieh aus den Fluten zu treiben. So kann man es jedenfalls einem Almanach aus dem Jahre 1896 unter dem Rubrum "Ermahnungen wider die Trunksucht" entnehmen.
Die folgenden Jahre, in denen das kränkliche Kind die Pocken in Begleitung starker Fieberträume überstand, wuchs Borst bei der Schwester des Vaters, Käthe Langsteig, auf. Diese war als "Kräuter-Käthche vum Poppeberg" über Langel hinaus bekannt und auch berüchtigt: 1882 wurde sie, die zunehmend geschäftstüchtig auf Jahrmärkten einen alkoholischen "Grüttelsaft" als Arznei gegen die Pocken verkaufte, der Quacksalberei bezichtigt und vermutlich auch angezeigt; Käthe Landsteig soll sich daraufhin an Bord eines Lastkahns über den Rhein in die Niederlande abgesetzt haben.
Über die Schulbildung Borsts ist nichts bekannt. Als Kind muss er aber schon früh von Astrologie, Heilkunde, »magnetischen Kuren« und Reiseberichten aus fremden Ländern fasziniert gewesen sein; dies sowohl unter dem Einfluss der Tante als auch durch fahrende Schauspielgruppen, die damals noch vereinzelt auf dem Wege nach Köln in Langel Rast machten. Vermutlich hat Borst dann schon im Alter von neun oder zehn Jahren im Tross einer Wandertruppe, die burleske Ballette aufführte, Langel verlassen. Ob er später jemals wieder zurückkehrte, ist fraglich. Jedoch müssen zumindest Meldungen über ihn in Langel eingetroffen sein. Denn dass Borst in der Fremde zu Geld gekommen war, wird im oben erwähnten Almanach im Zusammenhang mit dem Tode des Vaters vermerkt. Dort heißt es, »dasz der Sohne von unz decken Süffele nu ferne vun der Heimat durch vill gelehrte Rede in feine Kleidern wandelt, was seines Vater sehr gefalln hätt."
Wo sich Borst unmittelbar vor dem angekündigten Aufbruch nach Indien aufhielt, ist nicht zu ermitteln. Ein "Gasthaus Seidelbrunn", das Borst in dem einzig erhaltenen Brief erwähnt, ist für Langel und die gesamte Rheinprovinz nicht belegt. Da zudem weder der Adressat des undatierten Briefes genannt wird (dort ist nur vom "werten Freund" die Rede), so ist auch die Autorschaft Borsts nicht letztgültig gesichert.*
Den Doktortitel trug Borst mit Sicherheit unrechtmäßig. Dies aber zu dem Zwecke, einen Zugang zu gelehrten Kreisen und einflussreichen Persönlichkeiten zu finden, den Borst sich womöglich in den Salons der großen Städte erhoffte. Ob ihm dies gelang, muss offen bleiben. Jener »Geheimrat Kämmerich«, den Borst laut Brief in Prag aufsuchen wollte, ist dort nicht aktenkundig. Allerdings ist der Name im Original zweimal durchgestrichen und eine Korrektur am Seitenrand des Papiers ist durch Tintenfraß unleserlich geworden.
Dass Borst Ende September – an Michaelis, wie er angibt (das Jahr wird nicht genannt) – von Prag aus nach Indien aufbrechen wollte, wirkt zumal unter den damaligen Umständen kurios und äußerst wagemutig, bedenkt man den langen Reiseweg und die harten Winter.
Nicht zuletzt muss unklar bleiben, ob Borst überhaupt jemals in Indien ankam, wen er dort zu treffen gedachte und gleichfalls, ob ihn jemand auf seiner abenteuerlichen Reise begleitete. Nach der mutmaßlichen Abreise verliert sich von Borst jede Spur.
Umso erstaunlicher, dass Borsts "Lehre vom Großen Rad" im Geistesleben des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts durchaus auf einige Resonanz stieß, gleichwohl beschränkt auf Kreise der Lebensreform sowie spiritistische Zirkel, namentlich in Köln, Pirmasens und Lübeck.**
Borsts spekulative und rätselhafte Metaphysik, deren Quellen versiegt und deren Grundbegriffe ("choba celtso apivul") sonst nirgends belegt sind, mag Ausdruck eines Irrenden sein. Ungeachtet dessen erscheint eine musikalische Bearbeitung des Fragments vom "Großen Rad" geeignet, dieses – auch mit Blick auf das gesamte 19. Jahrhundert – einzigartige Werk einem größeren Publikum nahezubringen. Denn der Enthusiasmus des Verfassers, von dessen Ausmaß wir im Werk selbst wie in dem einzig überlieferten Brief eine Ahnung erhalten, trägt in sich zutiefst künstlerische, ja musikalische Züge, mag der Beitrag von Johann Friedrich Borst zur Geistesgeschichte insgesamt auch noch so gering ausfallen.

* Außer diesem Brief ist nur ein Konvolut loser Zettel überliefert. Darunter befindet sich der knappe Entwurf zu einem Lebenslauf, die Skizze eines Saiteninstruments "temperiert folgend dem System einer Speichen-Lehre des Großen Rades" (auf der Aufnahme von Schmitz & Niebuhr ist eine Rekonstruktion zu hören) sowie zahlreiche Zeichnungen von Kreisen, Kugeln und rätselhaften Ovalen ("Borst-Eier"). Borsts Autorschaft der Beschwerde gegen einen Schmied, aus Anlass einer offenbar fehlerhaften »Fertigung eines mannshohen Kutschrades mit vier Speichen aus festem Eisen zu Zwecken der Anschauung« gilt aufgrund der derben Sprache ("dreckeligen Süffele un Hundsfott") als ungesichert.

** Die seit den 1950er Jahren gelegentlich kolportierte Behauptung, dass Borst als Vorlage für die Figur des »Doktor Felix Radab« in einem später aufgegebenen Roman-Projekt von Thomas Mann dienen sollte, hat sich mittlerweile als frei erfunden herausgestellt; desgleichen die Meldungen, dass in Langel bis zur Eingemeindung der Stadt Porz nach Köln im Jahre 1975 ein Johann-Friedrich-Borst-Denkmal gestanden habe.

credits

released June 10, 2022

Die Lehre vom Großen Rad
Eine Audioproduktion des Hörbuch-Verlags Schmitz & Niebuhr, 2022
Musik und Text: Schmitz & Niebuhr
Sprecher: Lothringer
Produktion: Schmitz & Niebuhr


Sämtliche Rechte:
Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell 4.0 International (CC-BY-NC 4.0) Schmitz, Niebuhr & Lothringer. creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/legalcode.de

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